ARMIDA
Ein interkulturelles Opernpasticcio
Georg Friedrich Händels 1711 in London
uraufgeführte Oper „Rinaldo“ wird in „Armida statt Rinaldo“ auf den
Kopf gestellt, aus orientalischer Sicht erzählt und collagenartig
umgeformt. Dabei ist Armida die bestimmende Figur, durch die Rinaldo
zur existenziellen Bestimmung findet.
Das Singspiel endet in einer Hochzeit zwischen Orient und Okzident,
in der Christentum und Islam geschwisterlich zueinander finden: Ein
Gott, eine Liebe. Rinaldo kommt im Gefolge des fränkischen Grafen und
Kreuzritters Balduin von Boulogne in den Orient. Nach der Einnahme der
alten Stadt Edessa (Urfa), kann er seine Gelüste austoben. Von einem
vergifteten Pfeil jäh gestoppt, landet er in den Armen Armidas und
ihres Vaters, eines Derwischs und Arztes.
Statt gegen Sarazenen muss Rinaldo nun gegen seine Vorurteile
kämpfen. Dabei verliebt er sich in Armida. Zentrales Motiv dieser
„Opera Minor“ ist die Hochzeit zwischen Orient und Okzident. Diese
vollzieht sich – vom Derwisch geleitet – exemplarisch in dem Paar
Rinaldo und Armida. Auf diese drei Protagonisten konzentriert sich dann
auch das Werk. Bei diesem bislang einmaligen Projekt handelt es sich um
ein dem barocken Pasticcio nachempfundenes Werk auf der Basis von
Händelarien (vor allem aus Rinaldo, Serse und Giulio Cesare) und Musik
aus dem osmanisch-türkischen Kulturkreis.
Hier erklingt sowohl höfische Musik von Dede Efendi, Ismail Hakki
Bey, Sebilci und Sakir Aga als auch geistliche Musik aus der
Sufitradition mit Texten von Yunus Emre und Niyazi Misri. Wie die
Protagonisten stehen sich die Musik Händels als auch die türkische
Musik in ihrer ganzen Stärke gegenüber, nähern sich aber im Verlauf
der Geschichte auf faszinierende Weise an, bis hin zu einer
atemberaubenden Verschmelzung, ohne jedoch ihre Identität aufzugeben.
Die Musiker des Pera-Ensembles stehen der Tradition der Sufimusik
nahe. Mehmet C. Yesilcay entstammt selber einer alten Derwischfamilie,
während Ahmet Özhan künstlerischer und Ihsan Özer musikalischer Leiter
des Ensembles für historische Musik Istanbul des türkischen
Kultusministeriums sind.
So ist es kein Zufall, dass Armida eine musikalische Botschaft ist
– die Möglichkeit einer Vision, Gegenüberstellung der Kulturen,
Auseinandersetzung mit dem Fremden, Umgang mit dem Phänomen der
„Türkenangst“, Kreuzzüge aus einer anderen Sicht, Kriege, die im
Namen Gottes oder irgendwelcher Ideale geführt werden und eine
Liebesgeschichte, die nichts von ihrer Aktualität verloren hat, ob in
Berlin, Köln oder Istanbul.
Idee und Arrangements Mehmet C. Yesilcay
Konzeption und künstlerische Durchführung:
Mehmet C. Yesilcay und Werner Ehrhardt
Textvorlage: Rudolf Steinmetz
Simone Kermes, Sopran
Florin C. Ouatu, Countertenor
Ahmet Özhan, Gesang
Pera Ensemble Istanbul
ensemble l’arte del mondo
Werner Ehrhardt, Dirigent
Eine Produktion von l’arte del mondo – internationale Kulturprojekte
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